1 Einleitung
Anmerkungen zur Diplomarbeit:
Diese Diplomarbeit wurde mit dem Composer der Fa. Netscape erstellt.
Die Bilder sind zum größten Teil mit Corel Draw 7.0 gezeichnet
und dann im .gif-Format gespeichert. Die Einrechnungen wurden mit gnuplot
erzeugt und mit Picture Publisher 6.0 nachbearbeitet.
1.1 Historischer Hintergrund
In den Anfängen der Trassierung verwendete man zur Beschreibung von
Straßen, Gleisen und Kanälen Geraden und Kreise. Mit zunehmender
Geschwindigkeit der Fahrzeuge wurde es jedoch notwendig, ein weiteres Trassierungselement
einzusetzen, um sprunghafte Fliehkraftwechsel zu vermeiden. Dazu wurde
von L. Oerley erstmals im Jahr 1937 die Klotoide verwendet. Von diesem
Zeitpunkt an etablierte sich die Klotoide als Geometrie-Element neben der
Gerade und dem Kreis.
Die Klotoide ist eine Spiralkurve mit einer sich stetig ändernden
Krümmung und wurde bereits 1860 von Max v. Leber untersucht.§1
Durch den Einsatz von Klotoiden wurde es möglich Strecken ohne Krümmungssprünge
zu beschreiben. Die Verwendung von Klotoiden brachte jedoch auch Nachteile
mit sich. Klotoiden lassen sich nämlich nur näherungsweise berechnen.
Man benutzte bei der Trassierung Klotoidenlineale, die man geeignet in
den Plan legte, um daraus die benötigten Klotoiden zu berechnen. Im
Jahre 1942 erschien in Berlin die erste Auflage des Buches "Die
Klotoide als Trassierungselement". Es handelt sich dabei um das Standardwerk
zur Klotoide. Dieses Buch besteht zum Großteil aus Tabellen von Klotoiden.
Mit deren Hilfe war es einem Ingenieur möglich, die Zeit für
eine Trasseneinrechnung von mehreren Wochen auf wenige Stunden zu reduzieren.
Zur damaligen Zeit gab es nur wenige Großrechner und deren Rechenleistung
war im Verhältnis zu heute sehr gering. Ebenso erforderte deren Bedienung
viel Zeit. Sie wurden daher nur dazu genutzt, um Klotoidentabellen zu berechnen.
An eine Trasseneinrechnung war noch nicht zu denken. Erst mit der exponentiell
wachsenden Rechenleistung gekoppelt mit dem Preisverfall und der immer
intuitiver werdenden Bedienung wurde es möglich Programme zu entwickeln,
die den Ingenieur bei der Trassierung unterstützen. Mit deren Hilfe
ist der Anwender in der Lage, durch wenige Befehle innerhalb von Sekunden
eine Trasse zu generieren und diese dann nach Belieben zu modellieren,
bis sie seinen Ansprüchen genügt.
1.2 Grundgedanken bei der
Trassierung
Für die Berechnung einer optimalen Trasse sind verschiedene, teils
gegensätzliche Gesichtspunkte relevant. Es handelt sich dabei um folgende
Faktoren:
-
Verlauf durch Zwangspunkte
-
flüssiger Trassenverlauf
-
Verkehrssicherheit
-
geringe Umweltbelastung und Zerstörung
-
fahrpsychologische Einflüsse
-
geringe Baukosten
-
ästhetische Gesichtspunkte
Je nach Gewichtung obiger Punkte gilt es eine optimale Trasse zu berechnen.
Da es sich um die Entwicklung eines Programmes zur Trassierung von virtuellen
Strecken handelt, treten insbesondere die ersten drei Faktoren in den Vordergrund.
1.3 Aufbau eines Fahrsimulators
Neben der Hardware wie beispielsweise dem Hydraulikgestell oder der sich
darauf befindenden Kabine ist zum Betrieb eines Simulators auch Software
nötig. Die Software ist im wesentlichen zweigeteilt. Man unterscheidet
zwischen Sichtsystem und Basissimulation.
Das Sichtsystem berechnet anhand der aktuellen Position des Fahrzeuges
in der virtuellen Welt sowie vorgegebenen Parametern wie Lichtmodell, Szenarien,
Umwelteinflüsse durch Schnee, Regen oder sonstige Witterungsbedingungen,
ein oder mehrere Bilder, die dann für den Fahrschüler dargestellt
werden. Die Basissimulation ist hauptsächlich für die Dynamik
verantwortlich. Sie bedient die Hydraulik und sorgt für eine realistische
Ansteuerung der Instrumententafeln des Simulators.
1.4 Hintergrund
der Diplomarbeit - der Streckeneditor
Derzeit liefern die Auftraggeber ihre Daten an Krauss-Maffei Wegmann. Sie
werden in ein eigenes Format konvertiert, das sämtliche für den
Simulator relevanten Informationen enthält. Aus diesem sogenannten
Basisdaten-Format wird mit Hilfe von Programmen ein OpenFlight-File und
ein Move-File generiert.
Das OpenFlight-Format wurde von MultiGen entwickelt und dient zur Verwaltung
von Geländemodellen. Es beinhaltet die Daten für das Sichtsystem.
Im Move-File sind für die Basissimulation relevante Informationen
gespeichert.
Ziel war die Entwicklung eines Editors, mit dessen Hilfe die Basisdaten
modifiziert werden können. Dadurch besteht die Möglichkeit, die
Datenbasis ohne größeren Aufwand an Kundenwünsche anzupassen.
Unter anderem soll der Editor in der Lage sein, den Streckenverlauf zu
modifizieren und neue Trassen zu generieren. Die Einrechnung und Modifikation
der Trassen ist der Kern dieser Diplomarbeit.
1.5 Getroffene Einschränkungen
Die Diplomarbeit behandelt eine Trassierung in der x-y-Ebene. Höheninformationen
wie Neigungen des Gleises werden nicht berechnet. Diese Informationen können
nachträglich generiert werden und sind orthogonal zur Modellierung
in der Ebene, das heißt, sie sind gesondert behandelbar.
Sämtliche Berechnungen wurden im kartesischen Koordinatensystem
durchgeführt. Eine Transformation kompletter Streckenzüge hätte
den Umfang der Diplomarbeit gesprengt. Es ist jedoch möglich, aufbauend
auf meine Algorithmen Methoden zu entwickeln, mit dessen Hilfe ganze Streckenabschnitte
modifiziert werden können. In der Diplomarbeit wird nur die Neueinrechnung
und Modifikation einzelner Streckenpunkte behandelt. Bei der Modifikation
von Streckenpunkten wurde lediglich das zugehörige Rail
in Betracht gezogen. Sofern bis zu den Enden eines Rails keine Einrechnung
gefunden ist, wird die Berechnung abgebrochen. Darüber hinausgehende
Betrachtungen wurden nicht durchgeführt, da sie umfangreichere Modifikationen
des Streckennetzes nach sich ziehen.